Anfang Juni öffneten die Museen, Bars und Restaurants rund um den Museumplein nach mehr als 12 Wochen wieder ihre Türen. Mieke Tacken (48), eine Anwohnerin, war eine der ersten, die das Stedelijk Museum alleine betrat und die Ausstellung "The Future Is Now" besuchte: "Ich habe die Museen in all den Monaten sehr vermisst. Als ich das Museum betrat, fühlte es sich magisch an, als wäre der rote Teppich ausgelegt. Ich wurde gesehen, gegrüßt, das Personal war höflich und freute sich, wieder Leute zu empfangen. Was die Wegeführung betrifft, so war alles deutlich mit Pfeilen gekennzeichnet. Die Ruhe im Inneren war fast surreal, eine ganz neue Erfahrung für mich. Ich kam auf den Geschmack und besuchte auch das Van-Gogh-Museum. In einem Raum stand ich mit zwei, in einem anderen mit sieben und in den größeren Räumen mit maximal fünfzehn Personen. Und manchmal war ich plötzlich allein in einem so großen Raum. Wenn ich in einem leeren Raum vor den Kartoffelfressern stand, merkte ich, dass die Kunst viel mehr zu mir kam, ich erlebte sie also intensiver und konzentrierter. Ich lernte mehr über Van Gogh als je zuvor."
Frieden und Ruhe
Wie sich herausstellt, ist Mieke nicht die Einzige, für die der Museumsbesuch jetzt etwas ganz Besonderes ist. In all dem Raum ist er für viele eine überraschende Erfahrung. Declan Stone (49), ein Anwohner und Vater von Robin, 2,5, und Holly, 5, erlebt seine Museumsbesuche und den umliegenden Platz mit seiner Familie ebenfalls als Luxus. Declan: "Am Freitagmorgen war ich mit meiner Tochter im Van-Gogh-Museum. Es gab keine Warteschlange und alle waren super freundlich. Es war, als hätte das Museum nur für uns geöffnet und wir bekamen eine private Führung. Meine Tochter konnte fast dorthin sprinten; es war kaum jemand da, wir hatten die Säle ganz für uns allein. Was für eine Erleichterung, das fühlte sich wirklich wie Qualitätszeit mit meiner Tochter an."
Garten-Moco-Museum eröffnet
Declan: "Am Samstag waren wir mit der ganzen Familie im Stadtmuseum. Es gab Fernseher, Roboter, es war entspannt, und die Kinder haben es geliebt. Das ist eine einmalige Erfahrung, etwas, das wir nie wieder erleben werden". Die Familie entschied sich am Sonntag auch für einen Besuch im Rijksmuseum. Declan: "Vor der Nachtwache zu stehen, war phänomenal. Übrigens war auch der Museumplein während der Abriegelung eine neue Erfahrung. Er war praktisch unser Garten. Die Kinder konnten in den Moco-Garten mit großen Skulpturen gehen, wo sie kostenlos spielen konnten. Und auf dem Platz selbst konnten sie wirklich überall Rad fahren. Viele Familien haben dort tagsüber gepicknickt. Die Kinder spielten im Wasser, wo normalerweise die Eisbahn ist. Um ehrlich zu sein, waren die letzten Monate seltsam, aber auch wärmer als sonst. Die Menschen hatten mehr Kontakt zueinander und ich habe mehr Zusammengehörigkeit gespürt."
Zurück zur Terrasse
Auch das Gastgewerbe wird auf neue Weise erlebt. Christa van der Pal (56), wohnhaft in Oud-West, war vor der Schließung Stammgast in der Seafoodbar in der van Baerlestraat. Christa: "An dem letzten Tag, als der Gastronomiebetrieb schließen musste, haben wir dort schön gegessen. Aber eigentlich war es mit einem Lächeln. Wir verließen das Gebäude zur gleichen Zeit wie die Mitarbeiter. Während der Schließung bekamen wir regelmäßig Essen zum Mitnehmen. Als wir hörten, dass wir am 1. Juni wieder kommen könnten, buchten wir sofort online. Wir wurden herzlich empfangen und saßen draußen auf der Terrasse, zwar hinter einer Trennwand, aber nach Wochen auf unserem eigenen Balkon war das sehr angenehm. Für uns war es ein Fest des Wiedersehens, des Rückblicks und des Gesprächs darüber, wie sie überlebt haben. Wir waren wirklich froh, wieder dort zu sein, und das Essen war leckerer als je zuvor. Die Gastgeberin stellte uns ein paar obligatorische Fragen zu unserem Gesundheitszustand, aber wir empfanden das als hilfreich. Auch drinnen stellten wir fest, dass die Tische räumlich angeordnet waren und mit Handpumpen-Gel versehen waren, so dass es sicher war, dort zu sitzen. Wir tranken bis spät in den Abend hinein leckeren Wein. Ich unterstütze gerne meine eigenen Lebensmitteladressen, sie brauchen uns dringend."